Zunächst mal wäre das das Essen. Die Küche der Provinz Sezuan gilt als besonders scharf; der „Sezuan-Pepper”, der je nach
Darreichungsform und Konzentration nur die Zunge oder gleich den ganzen Mund in Flammen setzt und gleichzeitig taub werden lässt, ist ein
beliebtes Gewürz. Dank der unglaublichen Vielfalt des Nahrungsangebotes muss dennoch niemand hungern, und es ist jedes Mal eine
Freude, ein neues Restaurant auszuprobieren.
Da unsere Sprachlerngruppe in unmittelbarer Nähe der Uni wohnte, befanden sich mehr als ausreichend viele gute und günstige
"Futterkrippen" praktisch direkt vor unserer Haustür. Dort bestellt die Gruppe eine Anzahl Gerichte, die innerhalb weniger Minuten
gebracht werden und in der Mitte des Tisches angeordnet werden. Jeder bedient sich mit den Essstäbchen direkt von diesen Tellern,
in freier Zusammenstellung, und bei Bedarf mit Umweg über die eigene kleine Reisschüssel. So isst jeder das, was er mag, und
hört auf, wenn er satt ist - und nicht erst, wenn der Teller leer ist. Wer das einige Zeit lang so gemacht hat, hat für die
deutsche Ess„kultur“ mit hoher Wahrscheinlichkeit nur noch ein Kopfschütteln übrig.
Die zum Verzehr bestimmten Bullfrogs im Supermarkt sind neben einigen weiteren kulinarischen Fragwürdigkeiten natürlich nicht die
einzigen Sehenswürdigkeiten Chengdus. Da wären beispielsweise die Berge, auf welchen es zahlreiche daoistisch und buddhistisch geprägte
Sehenswürdigkeiten zu bewundern gibt - der Aufstieg bis ganz nach oben erfordert jedoch schon eine gewisse Konstitution. So dauert der Weg auf den Qing Chen Berg über drei Stunden, und zwar über eine Treppe. Glücklicherweise gibt es zwischendurch Tempel und Imbissstände mit Gelegenheit, eine Rast einzulegen.
Ebenfalls einen Blick wert sind die Tempel und alten Straßen im Stadtinneren. Auch wenn die Ausrichtung auf den Tourismus an manchen dieser Orte deutlich erkennbar ist, findet man hier wahlweise eine Oase der Ruhe oder hübsche Souvenirs.
Wer Lust auf Treppensteigen hat, kann eine Reise zu einem der Berge in der Nähe von Chengdu unternehmen, zum Beispiel dem Qing Cheng Shan. Nachdem man den
recht happigen Eintritt zu dem Gelände bezahlt hat, können nach Herzenslust bergauf, bergab die Stufen genommen werden. Tückisch ist der Abstieg für
Untrainierte, allzuschnell schmerzen die Knie! Was muss es für eine gigantische Arbeit gewesen sein, diese Treppen anzulegen, teilweise gar in den Fels zu meißeln!
Ein besonderes Erlebnis ist ein Besuch in der Sezuan-Oper. Für diese gibt es nicht nur ein einzelnes Gebäude, sondern ein ganzes Areal, in dem sich neben
dem Hauptsaal mit Bühne zahlreiche Gelegenheiten zum Essen gab. Auch ein kleiner See lud zum Verweilen ein. Alles wirkt wunderbar harmonisch im Licht der
roten Lampions, abgesehen vom grellen grünen Starbucks - Schild...
Wir hatten großes Glück mit einer ausgesprochen lustigen Vorstellung, die ohne erkennbaren Zusammenhang Darbietungen von Comedy, Artistik, Tanz und Musik bot.
Vorher wurden neben grünem Tee wahlweise Ohrenreinigung oder Kopfmassage angeboten - es ist schon ein seltsames Gefühl, sich mit diversen Metallspateln und einer Art
Pfeifenreiger im Gehörgang herumwerken zu lassen, geschadet hat es allerdings nicht. Beim nächsten Mal werde ich trotzdem die Massage nehmen...